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  • AutorenbildRamona Lange

Mental stark – auch bei unerfülltem Kinderwunsch

„Entspann Dich mal, dann klappt das schon!“ - wahrscheinlich hat jeder diesen gutgemeinten Ratschlag schon gehört. Auch beim Thema Kinderwunsch zählt er zu den weitverbreitetsten Mythen. Viele Anbieter verkaufen mit diesem Nutzerversprechen Dienstleistungen und Produkte, deren Nutzen wissenschaftlich nicht belegt ist.


Ein Frankfurter Start-Up, unterstützt von "Shape (y)our future", hat sich auf die Fahnen geschrieben, das zu ändern. MentalStark will die Frauenheilkunde selbstbestimmter, feinfühliger und gleichzeitig effizienter machen. Die Gründerin Sally Schulze kam zu uns ins Bloginterview.


Sally ist Diplompsychologin, approbierte Psychotherapeutin und zertifizierte Beraterin beim Beratungsnetzwerk Kinderwunsch Deutschland (BKiD). Gemeinsam mit Vera Claas und Mischa Zöller hat sie 2020 die Onlineplattform MentalStark gegründet, um Frauen zu unterstützen, die sich in schwierigen Behandlungen befinden. Denn es ist viel mentale Stärke erforderlich, um beispielsweise eine Kinderwunschbehandlung durchzuhalten.


Foto vom Gründungsteam: v.l.n.r. Mischa Zöller (CTO), Vera Claas (CFO), Sally Schulze (CEO)


Sally, warum ist unerfüllter Kinderwunsch Euer erstes Thema?


In Deutschland ist Studien zufolge 1 von 6 Paaren betroffen und braucht medizinische Unterstützung beim Kinderwunsch. Das sind sehr viele Leute, die sich auch psychische Unterstützung wünschen, aber den Weg zu den Beratungsstellen oft nicht gehen. Die Behandlung ist zumeist nicht nur finanziell, sondern auch psychisch belastend und wird eine Zerreißprobe für die Beziehung. Viele Betroffene fühlen sich nicht ausreichend unterstützt bis hin zu alleingelassen. Das Thema unerfüllter Kinderwunsch ist meistens ein Tabuthema. Gespräche im Freundes- oder Familienkreis werden als schwierig oder belastend erlebt. Hier setzt MentalStark an. Wir wollen Betroffenen Unterstützung bieten.

Aber kann man dafür nicht einfach zum Therapeuten gehen?


Ja, kann man. Aber die Unterstützung, die ich mit MentalStark anbiete, ist nicht mit einer Psychotherapie gleichzusetzen. Ich vergleiche meine Arbeit gerne mit der einer Hausärztin, die sich das Problem erstmal ansieht und verschiedene Möglichkeiten dahingehend in Betracht zieht, was helfen kann. Man ist nicht gleich psychisch krank, wenn man sich in einer Problemsituation befindet. Gleichzeitig kann diese Situation so belastend sein, dass man psychologische Unterstützung benötigt.

Und wie kommt man auf die Idee, ausgerechnet eine Onlineplattform zu nutzen?


Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man für psychologische Beratung nicht an einem Ort sein muss. In der Uniklinik Frankfurt habe ich viele Frauen in Krisen nach der Geburt betreut. Im Wochenbett ist es oft unmöglich, zu einem Termin außer Haus zu gehen. So wurde ich quasi Telepsychologin. Der Aufwand, einen Termin bei einer spezialisierten Beratungsstelle vor Ort, vielleicht auch in der nächst-größeren Stadt, zu vereinbaren kann unüberwindbar hoch sein. Oftmals kostet es eine Menge an Ressourcen, die Hemmschwelle zu überwinden und einen Psychologen oder eine Psychologin zu kontaktieren. Deshalb kommen wir unseren Nutzerinnen entgegen: Wir bieten Online-Termine immer innerhalb von 48 Stunden an. Außerdem ist unsere Mediathek mit Tutorials online immer erreichbar. Meine Erfahrung zeigt, dass viele Menschen sich erst selbst helfen, bevor sie eine Beraterin hinzuziehen. Das nennt man in der Psychologie Selbstwirksamkeit. Diese Selbstwirksamkeit ist sehr wichtig, um mit den Problemen in unserem Leben zurechtzukommen.

Du sprichst immer von Nutzerinnen – was ist denn mit den Männern? Die sind doch genauso betroffen.


Ja, das stimmt. Meistens gehören zu einem Kinderwunsch zwei Partner, in der Regel eine Frau und ein Mann. Auch viele Männer sind in der Kinderwunschzeit emotional stark belastet. Bei MentalStark kommen viele Paare auch zusammen in die Beratungsstunden.

Insgesamt gibt es zum Unterstützungsbedürfnis von Männern bisher weniger Untersuchungen als zu dem von Frauen. Das Familienministerium hat dazu jedoch erste Studien und Broschüren veröffentlicht.

Was bietet MentalStark, was ich sonst nicht im Internet finde?


Unsere Onlineplattform bietet neben hilfreichen Tools wie einem Behandlungskalender, vor allem wissenschaftlich fundierte Beiträge. Dazu zählen beispielsweise Artikel, Videos oder Podcasts zu allgemeineren Themen, wie Entspannungstechniken und Kommunikationstipps. Wir sind aber kein zweites Onlinelexikon. Alle unsere Inhalte basieren auf Behandlungsleitlinien und sind einfühlsam und verständlich geschrieben. Klar findet man auch auf Youtube Videos dazu, wie man sich ein bestimmtes Medikament in der Behandlung spritzen muss. Wir bieten aber auch Hilfestellungen zum Umgang mit Rückschlägen, wie dem x-ten negativen Schwangerschaftstest an. Und wir sprechen darüber hinaus auch Ängste und Vorbehalte an, und helfen unseren Nutzerinnen ihren eigenen Weg zu gehen.

Zudem zählen Gruppenstunden per Videokonferenz und individuelle Beratungstermine zu unserem Angebot.

Und das hilft, obwohl kein persönlicher Kontakt stattfindet?


Das Feedback unserer Nutzerinnen zeigt: Ja, es hilft. Den einen helfen bereits die Online-Materialien, andere profitieren mehr von Einzelberatungsterminen oder den Gruppen-Formaten. Mir ist wichtig, dass die Nutzerinnen wissen, dass sie uns jederzeit kontaktieren können und schnell Unterstützung erhalten können. Ich vergleiche unser Angebot auch gerne mit einem Lego-Baukasten: Es gibt Bausteine in verschiedenen Farben und jede Nutzerin kann selbst entscheiden, was ihr am meisten hilft und was sie nutzen möchte.

Hilft die psychologische Unterstützung dabei, schneller schwanger zu werden?


Klares Jein! Leider ist es nicht so, dass die Psyche direkt auf die Wahrscheinlichkeit wirkt, schwanger zu werden. Dazu gibt es sehr viele Studien, die in der Leitlinie zu Psychologie und Kinderwunsch zusammengefasst sind. Allerdings ist es so, dass Paare, die psychisch belastet sind, seltener Sex haben und sich schwerer nach einem negativen Schwangerschaftstest dazu aufraffen können, es im nächsten Monat wieder zu probieren. Hier hilft mentale Stärke: Wer sich stärkt, schafft es weiter zu machen. Leider heißt das aber nicht, dass am Ende alle ein Baby bekommen. Aber jetzt kommt wieder die Selbstwirksamkeit: Wir wissen aus der Forschung, dass jemand, der selbstbestimmt etwas probiert, sich psychisch viel besser erholt, wenn es nicht klappt, als jemand, der sich im Versuch hilflos und alleine fühlt.

Sally, was möchtet Ihr in den nächsten Jahren erreichen?


Wir setzen uns dafür ein, MentalStark bei den Kinderwunschkliniken bekannt zu machen und Krankenkassen für die Kostenerstattung zu gewinnen. Außerdem werden wir MentalStark auch für andere Themen der Frauenheilkunde anbieten. Zum Beispiel für Risikoschwangerschaften.

Vielen Dank, Sally, dass Du Dir heute Zeit genommen hast, um über Eure wichtige Arbeit zu berichten. Ihr habt noch viel vor und dazu wünschen wir Euch alles Gute und vor allem viel Erfolg!


Wer mehr erfahren möchte, kann sich hier informieren:



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